Wie kann die Wissensaufnahme durch meine Haltung als Zuhörer optimiert werden? Tipps gibt Jürgen Melmuka, Erfolgsfaktor Zuhören, in diesem Gastbeitrag.
Laut Definition ist Wissenstransfer: „der Prozess des Erfassens, Sammelns und Teilens von explizitem oder implizitem Wissen, inklusive Fähigkeiten und Kompetenzen.“
Der Prozess des Erfassens wird durch die eigene Fähigkeit und Qualität wirksamen Zuhörens verstärkt und kann durch schlechtes Zuhören sehr stark beeinträchtigt werden.
Die innere Haltung und Einstellung der Zuhörerin stellt einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar.
Besser zuhören mit Ha-Te-Co
Ein selbst entwickeltes Zuhörmodell mit dem Namen Ha-Te-Co veranschaulicht die wesentlichen Aspekte erfolgreichen Zuhörens. Ha – steht für Haltung, Te – für die Technik, die ich einsetze, um mehr von meinem Gegenüber zu erfahren und Co – für die Codierung von Botschaften, um Klarheit zu erlangen.
Unsere Haltung als Zuhörerinnen bilden die Basis für den Erfolg der Wissensaufnahme und erfolgreichen Wissensverarbeitung, demnach möchte ich auf diese nun im Speziellen eingehen.
Meine Haltung als ZuhörerIn
Blicken wir tiefer in die Anforderung an eine wirksame “Zuhörhaltung”.
Das Akronym A / A / ++ dient als einfache Gedankenstütze und veranschaulicht die Haltungsinhalte.
A – Akzeptanz bedeutet auch Gehörtes aufzunehmen, ohne Wertung, unmittelbar zu interpretieren, zu vergleichen, in Beziehung zu setzen oder anzuzweifeln. Akzeptieren ist mehr als eine Haltung, Akzeptieren ist eine Fertigkeit, also auch lernbar. Akzeptieren heißt Informationen annehmen, ohne Bewertung oder Vorverurteilung. Gerade beim Erfassen von Wissen ist meine akzeptierende Haltung die Voraussetzung für Offenheit für Neues. Nehmen wir Wissen in einer akzeptierenden Haltung auf, kann sich dieses frei entfalten, fern von störenden Denkmustern.
A – Achtsamkeit – Achtsamkeit nach Jon Kabat – Zinn ist Aufmerksamkeit die
- absichtsvoll ist,
- sich auf den gegenwärtigen Moment bezieht und
- nicht wertend ist.
Gehen wir auf den Begriff ein.
- Absichtsvoll: Ich verfolge durch meine Achtsamkeit einen Zweck, dieser ist Wissen aufzunehmen und anzuwenden. Nur dieser Zweck soll in diesem Moment verfolgt werden. Jegliche Ablenkungen erodieren die Absicht und werten diese ab.
- Gegenwärtiger Moment: ich bin im Hier und Jetzt, vollkommen fokussiert auf die Inhalte.
- Auch Kabat Zinn postuliert eine nicht wertende Haltung, auf die wir bereits beim Punkt Akzeptanz eingegangen sind.
Achtsamkeit fällt uns oft gar nicht leicht. Doch dies ist nicht erst so seitdem wir technische Begleiter unser Leben organisieren lassen. Im Buddhismus spricht man vom Affengeist. Ähnlich wie Affen, die von Baum zu Baum schwingen, hin und her laufen und ständig unruhig sind, geht es unserem Geist. Wir springen von Gedanken zu Gedanken, sind nahezu permanent in der Zukunft oder der Vergangenheit, kaum auf das Hier und Jetzt fokussiert. Die Aufnahme von Wissen in einer Haltung der Achtsamkeit, fokussiert auf das aktuelle Thema, erhöht den Erfolg der Reproduktion und Anwendung neuen Wissens enorm.
Plus Plus
Die Grundposition “Ich bin OK – Du bist OK” führt dazu, dass wir Menschen auf Augenhöhe wahrnehmen und als in Ordnung erleben. Nehmen wir Wissen von Menschen auf, deren wir uns überlegen fühlen, als in einer Haltung “Ich bin OK – Du bist nicht OK”, dann wird der Zweifel dominieren, da die gefühlte Überlegenheit Inhalte kritisch betrachtet. Im Gegensatz ist die Haltung, “Ich bin nicht OK – Du bist OK” der Tod jeglicher Kreativität und schöpferischer Auseinandersetzung. Wenn ich mich zu klein und unwichtig fühle, werde ich mich mit Gehörtem kaum auseinandersetzen und dies als gegeben annehmen.
Nur in der Haltung “Ich bin OK – Du bist OK” wird durch gemeinsame Augenhöhe vorurteilsfreie Aufnahme möglich. Ich nehme die Information an, setzte mich damit auseinander und kann darüber Feedback geben.
Wenn wir zuhören, ist es immer wichtig, dass wir in uns blicken, unsere Haltung reflektieren und erkennen, wo wir Bedarf und Potential für positive Veränderungen finden.
Ich ende mit einem Zitat des Dalai-Lamas:
“Wenn Du sprichst, wiederholst Du nur was Du weißt. Wenn Du aber zuhörst, kannst Du etwas Neues lernen.”
Viel Spaß beim Zuhören!
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Jürgen Melmuka ist Trainer für Vertriebs- und Zuhörtechnik. Ich habe ihn bei einem Meetup zu diesem Thema kennen und schätzen gelernt. Als Probeteilnehmerin an einem seiner Zuhörer-Trainings wurde mir klar, welch‘ weites Feld Zuhören ist. Man kann sich Tag für Tag etwas mehr Mühe geben, zeigt Wertschätzung und bekommt mehr Wissen.
Das von ihm selbst entwickelte Zuhörmodell Ha-Te-Co findet Anwendung in seinen Seminaren und Coachings. Im Podcast “Einfach Zuhören” (itunes, Spotify) spricht er mit Menschen, die in ihrem Beruf spezielle Zuhörkompetenzen anwenden müssen und gibt Informationen zu Haltung, Technik und Codierung beim Zuhören.
Wer Kontakt mit Jürgen Melmuka aufnehmen will, findet Infos auf Commitment und Erfolgsfaktor Zuhören oder schreibt einfach an jm@commitment.co.at
Quelle:
Blogpost-Titelbild von 1195798 frei auf Pixapay. Es zeigt einen Ausschnitt aus der Figurengruppe „Die Lauschenden“ von Karl-Henning Seemann an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau
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