Sankey-Diagramme sind effektive Effizienz-Diagramme.
Wie sagt der Sankey-Spezialist Phineas so schön: „A Sankey diagram says more than 1000 pie charts“.

Sankey?

Wie vielen Diagrammformat-ErfinderInnen ging es dem irischen Ingenieur Capitain Riall Sankey nicht vordergründig darum, ein neues Visualisierungsformat zu erfinden. Das von ihm vor über 100 Jahren entwickelte und nur einmal (!) selbst genutzte Diagramm-Format „war ein Abfallprodukt der Diskussion zur Effizienz von Dampfmaschinen und diente nur der Anschauung.“ (Schmidt, 2006)

Das Sankey-Diagramm wurde „seitdem eingesetzt, um die Energie- und Materialbilanzen von komplexen Systemen zu verdeutlichen. Interessanterweise hat es in der Geschichte des 20. Jahrhunderts immer dann eine wichtige Rolle gespielt, wenn Rohstoffe knapp und teuer waren und die Ingenieure große Anstrengungen unternahmen, die technischen Systeme zu verbessern. So wurden Sankey-Diagramme bei den ersten wissenschaftlichen Vergleichstests von PKWs zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingesetzt, als der Wirkungsgrad der Automobile noch katastrophal niedrig war. Nach dem ersten Weltkrieg nutzte man die Diagramme, um Wärmebilanzen von Produktionsanlagen für Glas oder Zement zu erstellen und den Energieeinsatz zu optimieren.“ Quasi folgreichtig werden Sankey-Diagramme heute auch zur Illustration von Währungskrisen bzw. deren finanziellen Folgen genutzt. Siehe dieses Diagramm (von Nicolas Rapp, auch ganz oben):

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Ein Diagramm für Input und Output

Das klassische Sankey-Diagramm ist ein horizontales Flussdiagramm, das von links kommende Material-/Energie/Geld/…-Flüsse darstellt, die in ein System hineingehen; nach rechts gehen Flüsse aus dem System heraus.
Siehe diese Veranschaulichung (von Cyberphysics):

sankey1

Wie Ihnen das Bild ganz oben schon zeigte, werden Sankey-Diagramme heute sehr viel kreativer als nur in der klassischen Ausgangsform genutzt.

Allerdings halten sich nicht immer alle Diagramm-Ersteller an die Grundprinzipien dieses Formats, die Lügen oder Verwirrung mit Statistik vermeiden.

Neben klassischen grundlegenden Diagramm-Prinzipien (sinnvolles data/ink ratio, sinnvolle Farbverwendung, alle benötigten Maßangaben/Maßeinheiten/Quelle nennen) sind drei wichtige Sankey-Prinzipien:

  • Pfeilbreite immer proportional zu den dargestellen Mengenströmen,
  • Pfeilbreite bleibt ohne Verzweigungen immer gleich,
  • Verständliche Anordnung der Ströme (siehe als ein Negativbeispiel „Energy Balance of Bavaria 2008“).

e!Sankey…

… ist ein relativ einfach nutzbares Tool zu Erstellung von Sankey-Diagremmen der Firma ifu Hamburg GmbH.

Kurzbewertung

  • Kosten: 14 Tage kostenlose Testversion, danach Kosten für verschiedene Funktionsumfänge 150/300/399 Euro.
  • Plattformen: Desktop (offline-Modus), Windows XP SP3 / Vista SP2 / Win7
  • Funktionsumfang: Sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten, relativ einfache Bedienung, Nutzung mit Excel als Datenquelle, integrationsfähig mit SAP und anderen IT-Systemen.

Ein von ifu genannter Nutzen: „Durch anschauliche Visualisierung Engpässe identifizieren und Prozesse und Produktionssysteme optimieren.“

Für den Hinweis auf dieses Werkzeug danke ich Karin Weissenbäck und Sonja Strasser, die e!Sankey in meiner Lehrveranstaltung „Visuelle Modellierung quantitativer Informationen“ sehr ausführlich vorgestellt haben.

Weitere Tools

Unter korrekter Verwendung – Maßhaltigkeit! – auch Word/PowerPoint-AutoFormen, Visio.
Mehr Software.

Two Words of Caution

  1. So interessant Sankey-Diagramme sind, wie immer in der Wissens-Kommunikation gilt es zuerst das Kommunikationsziel zu definieren, das Wissen, das kommuniziert wird zu betrachten und die Zielgruppe sowie die Kommunikations-Situtaion. Und jetzt kommt die Visualsierungs-Format-Auswahl.
    Gleiches gilt natürlich auch im Design Thinking, falls man Optimierungspotentiale sichtbar machen möchte.
  2. Alle o.g. Tools bieten die Möglichkeit, Farben & Stil den eigenen Firmen-Farben anzupassen. So fühlt sich das Sankey-Diagramm wohl in Ihren Dokumenten und nicht als Außenseiter ;-)

Mehr: Gute Sankeys, schlechte Sankeys im Blog von Phineas

Quelle:
(Schmidt, 2006) Mario Schmidt „Der Einsatz von Sankey-Diagrammen im Stoffstrommanagement“, BEITRÄGE DER HOCHSCHULE PFORZHEIM, Nr. 124, 60 Seiten, Dezember 2006
Sehr interessante Publikation mit vielen Bildbeispielen aus Geschichte und Gegenwart!