Was haben dieser Wanderweg und dieses Spielzeughaus gemeinsam?
Sie kommunizieren tragische Ereignisse aus der Geschichte der Commonwealth-Staaten auf eine Art und Weise, dass bei den Empfängern die Botschaften im Gedächtnis bleiben.
Grundgedanken dieser Kommunikation lassen sich auch einfach in’s Berufsleben übertragen.

Der Kokoda Track Memorial Walk liegt in Australien; man erreicht ihn mit einem Vorortszug von Melbourne. Er ist kein gewöhnlicher Weg sondern ein Denkmal für einen Kampf im 2. Weltkrieg. Damals kämpften im Dschungel von Papa Neuguinea australische gegen japanische Soldaten. Der kleine Track in Melbourne wurde extra so schmal gebaut, um die Situation der australischen Soldaten ein wenig nachempfinden zu können. Allerdings war in Papa Neuguinea das Gelände noch schwieriger – ganz abgesehen von der gesamten Situation – als in diesem Wald bei Melbourne. Trotzdem kommuniziert er mittels der Szenerie, dem sehr steilen, anstrengenden Aufstieg und regelmäßigen Informationstafeln unterwegs, was dieser Kampf für die Beteiligten bedeutet haben mag. Auch wenn man pazifistisch eingestellt ist, kann man aus diesem Kommunikations-Beispiel etwas lernen: je mehr Sinne die Kommunikation beim Empfänger erreicht, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Botschaft im Gedächtnis bleibt.

Wie lässt sich das in’s Berufsleben überführen? Ganz einfach.
Ich erinnere mich an ein Studenten-Projekt, dass ich betreut habe. Die StudentInnen hatten zu Beginn sehr viel Informationen von der Organisation erhalten, für die sie das Projekt machen sollten. Besonders nachhaltig bei diesem Informationstransfer ist mir aber der Besuch im Callcenter der Organisation in Erinnerung geblieben, weil dort – vor Ort – alle Information greifbar und verständlich wurden.
Warum also nicht einmal eine Besprechung an den Ort des Geschehens verlegen, um ein Extra an Perspektiven auf die zu besprechende Situation/das Problem/das Ziel zu bekommen?

Das Spielzeughaus – ein Modell eines britischen Tudor-Hauses – sehen die BesucherInnen der Ausstellung „On their own – Britain’s child migrants“ in Melbourne neben vielen anderen Zeugnissen der Kinder, von denen die Ausstellung handelt. Sie zeigt sehr eindringlich ein schlimmes Kapitel der Geschichte von Großbritannien, Rhodesien, Australien, Neuseeland und Kanada. Kinder aus armen britischen Familien oder elternlose britische Kinder wurden zwecks „Bevölkerungsaufbau“ in diese Länder „verschickt“. Der Beginn war zwar vielversprechend: ausgestattet mit schöner Bekleidung, auf schönen Schiffen mit gutem Essen und Unterhaltung brachen sie auf. Doch kaum vor Ort angekommen, wurden ihnen meistens die Sachen wieder weggenommen für die nächsten reisenden Kinder und sie mussten hart arbeiten. Geschwister wurden getrennt. Manche Kinder haben erst als Erwachsende durch hartnäckige eigene Nachforschungen erfahren, dass sie noch Eltern hatten, die dann jedoch meistens schon tot waren. Vermutlich die Mehrzahl dieser Menschen ist noch heute bindungsgeschädigt. Viele Geschichten der Kinder werden erzählt. Am allermeisten nahe ging mir die eines kleinen Mädchens, dass sich als junge Frau von ihrem ersten Gehalt – dass sie eigentlich für Kleidung gebraucht hätte – ein kleines Modell eines Tudor-Hauses gekauft hat, weil es sie an zu Hause erinnerte. Sie ist jeden Abend mit dem Haus in der Hand im Bett eingeschlafen.

Wie lässt sich diese Kommunikation mit Gegenständen aus der Ausstellung in’s Berufsleben überführen? Sie ist ein Klassiker des Storytelling. Auch hier werden viele Sinne beim Empfänger der Botschaft angesprochen. Dass kann klassisch genutzt werden, indem man ein Objekt um das es geht mit in eine Besprechung bringt oder unorthodox, indem man ein Objekt als Metapher mitbringt: u.a. etwas das stinkt; etwas, dass leicht kaputt geht; etwas, dass….

Diese Idee lässt sich gut auch für Vorstellungsrunden in neuen Teams nutzen (ein Objekt, dass mich/meine Arbeit charakterisiert) oder um andere Sichten auf ein Problem zu bekommen.

Vielleicht regen Sie diese Beispiele auch an, gelungene Kommunikations-Varianten zu sammeln und selbst anzuwenden.

Ganz oben Ausstellungsplakat: http://otoweb.cloudapp.net
Abbildung des Trails: Annette Hexelschneider