Bisoziation hilft, Ideen zu gewinnen.

Bisoziation kann auch in der anderen Denkrichtung helfen. Fällt es uns schwer, etwas pointiert zu beschreiben, könnte es ein symbolisches Bild ausdrücken.

Wie Sie das leicht nutzen können, erkläre ich Ihnen hier.

 

Arthur Köstler

Arthur Köstler (1905 – 1983) war ein österreichisch-ungarisch-britischer Schriftsteller. Er prägte den Begriff Bisoziation. Dies bedeutet kurz gesagt, mit Bildern (Icons, Illustrationen, Fotos) Assoziationen zu finden.

1966 erzählt er n einem Interview in der „Zeit“, dass das Phänomen der Bisoziation in ihm keimte, seit er einmal eine Diskussion über Humor geführt hatte. Er hat später den „Prozess des Schöpferischen am Phänomen des Komischen, des Witzes“ untersucht. (de Quenetain, 1966) Seine Erkenntnis: „Der schöpferische Prozess, ob im Bereich des Komischen, der Wissenschaft oder der Kunst, besteht in der unerwarteten Bisoziation zweier Bezugssysteme, zwischen denen noch niemand einen Berührungspunkt gesehen hat.“ (de Quenetain, 1966) Ein Beispiel dafür ist unter anderem die Erkenntnis von Archimedes in der Badewanne.

Dieses Prinzip ermöglicht uns, neue Denkbahnen zu gehen. Das kann zu neuen Ideen führen.

„Kreativität heißt: Dinge miteinander verbinden. Wenn Sie kreative Menschen fragen, wie sie etwas geschaffen haben, fühlen sie sich ein bisschen schuldig, weil sie gar nicht wirklich etwas getan, sondern nur etwas gesehen haben. Es war einfach offensichtlich für sie.“ Steve Jobs

Bisoziation kann uns auch ermöglichen, uns auszudrücken, wo es uns mit Worten eher schwerfällt. Beziehungsweise wir können damit etwas auf den Punkt bringen, wozu wir sonst nicht so leicht in der Lage sind.

 

Bisoziation für Ideen

Diese klassische Nutzung der Bisoziation

  • ist online und offline möglich;
  • vorbereitet oder ad hoc. Man kann sie geplant als Element in einem Workshop nutzen oder spontan, wenn man scheinbar auf keine neuen Ideen mehr kommt.

So geht’s:

  1. Dazu genügt offline ein Vorrat an Fotos oder Illustrationen aus Zeitschriften. Diese sollten möglichst sehr verschiedene Inhalte haben. Das kann von einer Torte über einen berühmten Menschen bis zu einem Maschinenteil einfach alles sein. Und das sollte auch Vielfalt sein. Je scheinbar weiter weg vom Thema des Workshops desto besser.
    Online gibt es in digitalen Whiteboards Vorräte an Fotos oder Icons, die man nutzen kann. Oder man sucht in freien Quellen danach.
    Ebenfalls hilfreich sind Bildkartensets (gedruckte oder online).
  2. Man schreibt die Frage oder das Ziel für’s Brainstorming auf.
    Die Teilnehmenden nehmen (offline) ein Bild in die Hand und überlegen, ob es etwas bei ihnen triggert.
    Oder sie schauen in der online Variante die Bilder auf dem Whiteboard durch.
  3. Dabei entstandene Ideen werden offline als post-it an eine Pinnwand gepinnt. Das Bild wird wieder zurück gelegt in den Vorrat. Wenn alle Ideen aufgeklebt sind, gruppieren alle gemeinsam die post-its auf der Pinnwand, so lange bis alle mit der Sortierung zufrieden sind. Für jede post-it-Gruppe wird ein Bild dazu geklebt und darunter ein kurzer Titel geschrieben
    Online werden die Ideen mit einem post-it zum Bild „geklebt“.
    Alles immer schweigend, bis die dafür geplante Zeit vorbei ist.

In beiden Varianten werden danach Fragen geklärt und es gibt eine Reflexion. Die Ideen werden entsprechend des Zieles weiter genutzt.
Diese Methode hat in meiner Arbeit in sehr verschiedenen Branchen und Organisationskulturen immer hilfreiche Ergebnisse hervorgebracht. Es entstanden überraschende und wertvolle Ideen, mal mehr mal weniger, doch nie keine. Beispiele aus meiner Arbeit kann ich Ihnen leider nicht zeigen, sie erzählen zu viel ;-) Doch so könnte es aussehen und wirken:


Nehmen wir einmal an, die Frage für’s Brainstorming lautet:
Wie können Sie Kolleg*innen Wissenstransfer erleichtern?
Verhilft Ihnen das Bild zu Ideen?

 

Bisoziation für Verständigung

Auch für die andere Denkrichtung kann Bisoziation hilfreich sein. Bitten Sie einfach, Kolleg*innen in den Workshop oder die Besprechung symbolische Bilder mitzubringen, die das Thema für sie veranschaulichen oder Aspekte davon. Sei es, dass es existierende Icons, Illustrationen, Fotos sind. Oder die Kolleg*innen fotografieren oder skizzieren etwas und bringen es mit.

Das Mitgebrachte kann entweder in einer Runde vorgestellt werden. Oder man pinnt es an eine an einer Pinnwand und ermöglicht zuerst Deutungen.

Von Gabriele Vollmar  habe ich in einem Projekt gelernt, wie gut man dies auch als Aufgabe in einer Weiterbildung oder einer Lehrveranstaltung nutzen kann. Dafür gibt man zu Beispiel auf, ein Icon zu einem bestimmten Thema zu erstellen. Diese setzt eine Auseinandersetzung mit dem Thema voraus. Man muss es durchdenken und so tiefer durchdringen.

Ein Variante davon kennen Sie vielleicht für Vorstellungsrunden. Man bringt für die Vorstellungsrunde einen Gegenstand mit, der symbolisch für die eigene Arbeit ist. Damit habe ich schon viel Spaß und auch Nachdenkliches erlebt. Das sind Anknüpfungspunkte für die Zusammenarbeit und Anker für’s Gedächtnis.

In einer Lehrveranstaltung von mir an der FH Burgenland haben einmal Studierende symbolische Gegenstände für Wissenstransfer mitgebracht. Und wir haben über die verbundenen Aspekte gesprochen. An den Parfümzerstäuber erinnere ich mich immer noch. Und das ist bestimmt 10 Jahre her.

Bisoziation mit Parfümzerstäuber für Wissenstransfer
Die Studierende:„Ich wünschte, Wissenstransfer wäre so einfach wie dies.“
Das ist ein Symboldbild für diese Erinnerung ;-)

Hier kann sich der Kreis der Anwendungsgebiete der Bisoziation wieder schließen. Wie könnten Sie auf eine dem Parfümzerstäuber ähnliche Weise Kolleg*innen Wissenstransfer erleichtern? Verhilft Ihnen das Bild zu Ideen?

Probieren sie Bisoziation aus, wenn sie passt.
Der Lohn: Wenn wir mehr sehen, entdecken wir mehr und können mehr verstehen sowie bewegen.

Mehr Tipps zu Metaphern von mir finden Sie hier.

Quellen:
(de Quenetain, 1966) Tanneguy de Quenetain (1966) Der Monsignore und der Ehemann. Ein Gespräch mit Arthur Koestler über Genialität in Wissenschaft und Kunst. In: Die Zeit.

Titelbild von S O C I A L . C U T frei auf Unsplash
Foto vom Parkhaus Lysander Yuen frei auf Unsplash
Foto vom Parfümzerstäuber von Damir Spanic frei auf Unsplash