„Anerkennung und Ermutigung sind der Weg, das Beste in einem Menschen zu entwickeln.“ Charles Schwab
Für den Start neuer Mitarbeiter im Unternehmen gibt es viele nützliche Checklisten. So kommen sie gut an und bleiben auch. Was sich lohnt. Denn die Suche nach ihnen und die Einarbeitung kosten „etwa 30 bis 40 Prozent des Jahresgehalts für die gesuchte Position“. (Lohmann)
Doch in diesen Checklisten* taucht eine Position nicht auf: Wissenstransfer. Der gegenseitige Wissenstransfer. Die Wertschätzung für das Wissen der Neuen. Davon handelt dieser Blogpost. Ich zeige, das Wissenstransfer-Momente in jede Checkliste für die Neuen gehört. Und mit welchen Formaten das einfach geht.
Wertschätzung ist mehr als Lob
„Wertschätzung kann nicht mit Lob gleichgesetzt werden. Wird sie erfüllt, bekommen Organisationen dafür viel zurück. … Gelobt wird jedoch meist von oben herab. Der US-Psychologe Thomas Gordon bezeichnete dieses Lob als Kommunikationssperre, die dazu führe, dass die Würdigung oft gar nicht ankommt. Anerkannt zu werden ist ein menschliches Grundbedürfnis.“ (Lengyel-Sigl, 2014)
Wertschätzung für Wissen
Natürlich wurden neue Mitarbeiter eingestellt, um mit ihrem Wissen die Firma produktiv zu machen. Doch genauso natürlich dauert das erst einmal eine Weile. Weil es dazu vieler neuer Detailkenntnisse zur Arbeitsorganisation bedarf. Selbst bei perfekter Einarbeitung und einem verständnisvollen Paten, ist man nicht so schnell so gut handlungsfähig, wie man mit seiner Kompetenz eigentlich wäre. Das kann frustrieren.
Wertschätzung für Wissen hilft. Allen Beteiligten.
D.h. alle Beteiligten an/erkennen, dass die Neuen Wissen in’s Unternehmen mitbringen. Also, dass sie das gemeinsame (!) intellektuelle Kapital vergrößern. Sie schätzen ihr/sein Wissen. Und zeigen es. Durch ihr Interesse. Indem sie Wissenstransfer-Momente schaffen. D.h. mit kleinen Formaten zum Start der Neuen, dem Neuen die Chance geben, ihr Wissen neben ihren Aufgaben sofort und unmittelbar zu zeigen. Eine Chance auch für die Organisation, mehr zu wissen.
Format Fragenbaum, Themenbaum
Viele weitere Varianten sind denkbar
Dem neuen Mitarbeiter wird eine genutzte Methode oder Regel in der Firma vorgestellt. Zu dieser werden verschiedene Aspekte betrachtet. Gleichzeitig fragt man den Neuen, wie dies in der vorhergehenden Firma gelöst wurde. Oder was im Studium vermittelt wurde. Oder welche Erfahrungen es in Praktika damit gab. Was können die Kollegen von ihr/ihm lernen und nutzen?
Format Kontaktnetz
Jeder neue Kontakt eine neue Chance
Wenn die notwendigen Kontakte für die Arbeit erläutert werden, ergeben sich vielleicht mit den Neuen auch wertvolle neue externe Kontakte für das Unternehmen. Oder sogar interne in großen Unternehmen ;-)
Ein Kontakt-Lexikon hilft, keine Chancen zu verpassen. Hier für Einrichtungen in der Pflege.
Format Präsentation in der Teambesprechung
Erwartungen vorher klären, und los geht’s
Ich erinnere mich noch gern an Ritual bei Ernst und Young. Wenn jemand von uns aus dem Center for Business Knowledge auf einer Weiterbildung war, hielt sie/er danach in der nächsten Arbeitsbesprechung eine kleine Präsentation darüber. Und vermittelte uns so Nützliches für unsere Arbeit.
Genauso kann man auch neue Mitarbeiter einladen, für die Kollegen neue Expertise in Besprechungen einzubringen.
Neue Mitarbeiter: wertvolles stilles Wissen inklusive
In seinem Artikel „Tacit Knowledge Not Included“ warnt Harold Jarche davor, dass die Lektüre von best practices das damit verbundene stille Wissen nicht transportiert. (Jarche, 2013) Doch Ihr neuer Mitarbeiter bringt auch stilles Wissen mit.
Mit vielen weiteren Wissenstransfer-Methoden lässt sich Wissen wirklich willkommen heißen. Es geht auch schon mit einem ersten Schritt. Fragen Sie die Neuen: „Was hätten Sie an meiner Stelle gemacht?“
Natürlich gilt auch für die Neuen: Wissenstransfer und Wertschätzung sind bestenfalls keine Einbahnstraßen.
* Wissenstransfer in Checklisten für neue Mitarbeiter
Ich habe viele gesehen und nichts dazu bemerkt. Bei Ihnen ist es anders? Meine LeserInnen und ich freuen uns, davon zu lernen. Bitte schreiben Sie einen Kommentar. Danke.
Mehr zu Wertschätzung:
Wertschöpfungskette = ja. Wertschätzungskette = ?
Quellen:
Alle Abbildungen stammen von Ivonne Schuster aus dem Handbuch „PflegeWISSEN ist im Fluss. 30 Methoden für Wissenstransfer in der Pflege“ von Heidemarie Staflinger und mir. 2014, Kammer für Arbeiter und Angestellte Oberösterreich als Lead-Partnerin im EU-geförderten INTERREG-Projekt „PFLEGE: Ein Arbeitsmarkt der ZUKUNFT – Grenzüberschreitende Kompetenzentwicklung in der Pflege“. Online verfügbar hier.
(Jarche, 2013) Jarche, Harold (2013) Tacit Knowledge Not Included. In: Harold Jarche adapting to a world in perpetual beta
(Lengyel-Sigl, 2014) Lengyel-Sigl, Sabine (2014) Wie funktioniert Wertschätzung? In: derStandard.at > Karriere >>> Arbeiten an der Kultur
(Lohmann) Lohmann, Till (Ohne Jahr) Eingliederungsprogramme für New Joiner reduzieren die Fluktuationsrate im ersten Jahr. In: pwc.de > Prozessoptimierung
Hinterlasse einen Kommentar