Ich hatte die Chance das Henley Forum in England zu besuchen. Entsendet von der Lauder Business School Vienna, gefördert vom Erasmus-Programm.

Der Anlass war ein Workshop zum Projekt „Energizing knowledge sharing in today’s workplace“. Daraus kann ich hier noch nichts verraten. Denn das Projekt ist noch nicht abgeschlossen. Doch ich teile hier im Blogpost drei der Anregungen, die ich mitgenommen habe. Alle drei aktivieren Wissensmanagement.

Wissensmanagement aktivieren - Workshop Henley Forum
Neben mir in der Mitte Dr. Christine van Winkelen (Projekt- und Workshop-Leiterin, ehemalige Direktorin des Henley Forum) und außen rechts Dr Sharon Varney (Direktorin des Henley Forum, auch ganz oben im Bild)

 

Das Henley Forum

Wer sich für Wissensmanagement interessiert, bekommt vom Henley Forum interessante Inspirationen. In Henley an der Themse und an der Henley Business School der University of Reading beheimatet, unterstützt es seine Mitglieder, dabei

  • dynamische Organisationen zu entwickeln,
  • und bei Herausforderungen sowie sich schnell verändernden Bedingungen zu überleben und zu gedeihen.

Auf einige Arbeitsergebnisse kann man auch als Nicht-Mitglied auf der Website zugreifen. Zum Beispiel auf die Knowledge in Action leaflets.

Wissensmanagement aktivieren mit lessons learned
Mein Favorit: Issue 29 – Improving the uptake of lessons learned

Dank des Erasmus+ Staff Mobility-Programmes der Lauder Business School konnte ich aus dem Workshop viele Erkenntnisse für meine Lehrveranstaltung „Managing Knowledge and Intellectual Capital“ mitnehmen.

Das sehr vertrauensvolle Klima im Workshop ermöglichte mir auch, aus erster Hand zu erfahren, wie sich für die teilnehmenden Forum-Mitglieder Brexit von innen anfühlt. Eine Wissensmanagement-Herausforderung pur und ein spannender Praxisfall.

 

1. Die Firma der Zukunft

Sehr befruchtend war vor und im Workshop der Blick vom Wissensmanagement zu anderen Disziplinen, darunter Personal- und Organisationsentwicklung.

Einen Teil der Vorbereitungslektüre bestand aus dem Artikel „The Firm of the Future“ von Bain & Company. Was für aktivierende Impulse sehe ich darin für’s Wissensmanagement?

Es geht darin um mehr als Innovation 1.0. Es geht um Innovation, die Überleben in schnellen und drastischem Wandel ermöglicht.
Der Artikel sieht das so: „Companies have always pursued innovation in their core business. Clayton Christensen has called these ‘sustaining innovations’; they bring incremental improvements in performance or value. But what about the innovations that upend an entire industry?“ (Allen, Root, Schwedel, 2017) Um diese alles verändernden Innovationen rechtzeitig zu sehen beziehungsweise zu erzielen, müssen „Firmen ihre Fähigkeit intensivieren, um Ecken zu sehen“. Dafür zahlt es sich aus, eine hohe externe Orientierung zu haben. Auch nahe an den Bedürfnissen der Kunden zu sein und gegenwärtige und potentielle künftige Konkurrenz im Auge zu haben, sowie von „ecosystem“ Partnern zu lernen. „Es ist auch wichtig, dass kollektive Wissen der internen Ressourcen, besonders jener im Kundenkontakt, viel intensiver zu nutzen, als es die meisten Firmen gewöhnlich tun.“ (Allen, Root, Schwedel, 2017)

Also wenn es um Wissen geht, immer 360 Grad-Wissen denken!
Man sollte auch Wissensquellen links und rechts neben den anvisierten Quellen checken. Diese ganze Drehung versuche ich auch immer mit Kunden. Dies bringt uns in einen besonders reaktionsfähigen Zustand. Was das Wort aktivieren in der Chemie bedeutet  ;-)

Der Artikel widmet sich dann der Idee der Engine 1 und Engine 2. Also dass Führungskräfte die gegenwärtige Firma führen und die künftige Firma aufbauen. Auch dafür muss Wissensmanagement aktiviert werden. Beziehungsweise dass aktiviert Wissensmanagement.

Wissensmanagement aktivieren für Innovation
Herausforderung und Chance für Wissensmanagement

 

2. Wissen fließen lassen

Blicken wir dafür einmal in die andere Richtung. Was zieht Energie aus dem Wissensmanagement? Nützliche Fragen für Erkenntnisse dazu hat das Henley Forum in seinem Projekt „An integrated approach to KM“ gefunden:

Wie verursacht Ihr Organisationmodell Wissens-Spannungen und wie ermöglicht oder blockiert es den Fluss von Schlüsselwissen?

Möchten Sie Blockaden wegräumen? Dann fragen Sie auch:

  • Warum ist der Wissensfluss wichtig und verstehen die Beteiligten, dass dieses Wissen wichtig ist?
  • Was müssen die Beteiligten in ihrer Arbeit täglich tun?
  • Wie können die Beteiligten dieses Wissen transferieren und haben sie dafür die notwendigen Fähigkeiten?

(Henley Forum project, An integrated approach to KM, 2003 – 2004)

 

3. Geber und Nehmer

Wer ist in seinem Bemühen Wissensmanagement zu aktivieren nicht schon mal von Nehmern unangenehm überrascht worden. Natürlich ist der Umgang mit Wissen ein Geben und Nehmen. Doch trotzdem oder gerade deswegen ist der Blick auf Geber und Nehmer so wichtig.

Darüber haben wir im Workshop an Hand der Erkenntnisse von Adam Grant zu Givers, Takers und Matchers diskutiert. Auch in Bezug auf Zusammenarbeit von Wissensmanagement mit Personalentwicklung.

Wissensmanagement aktivieren - giver und taker berücksichtigen
Hier geht es zu Video und Transkript

Givers geben ihr Wissen. Mehr als sie nehmen. Womit sie zum Erfolg der Firma beitragen, doch einige nicht immer zu ihrem eigenen, mit Burnout-Gefahr.

Takers nehmen mehr als sie geben und nutzen das Prinzip der Gegenseitigkeit aus.
Manche Takers waren mal Givers. Enttäuschungen führte sie in diese andere Rolle…

Achtung: Gegenseitigkeit ist in der Wissenstransfer-Forschung ein starker Motivator. Lassen Sie nicht zu, dass jemand dieses Prinzip kaputt macht. Das de-aktiviert Wissensflüsse.

Matcher streben nach Balance im Geben und Nehmen. Fairness ist für sie ein hoher Wert.

Doch Vorsicht! So einfach zu erkennen sind diese Haltungen nicht. Charme kann blenden. Daher der Hinweis von Grant, dass auch disagreeable givers sehr hilfreich sein können. Sie kommen kritisch daher. Dass ist nicht immer leicht zu nehmen. Doch weißen sie auf Energieverluste, Risiken u.ä. hin. Sie sind genauso wichtig wie agreeable givers.

Gelungene soziale Interkation ist wesentlich für Erfolg – den persönlichen und den einer Firma. Und genauso entscheidend, um Wissensmanagement zu aktivieren.

Zu mehr Wissen zum Thema verhilft das kurze Video. Und danach Aufmerksamkeit und Flexibilität.

Wissensmanagement aktivieren - sketchnope giver & taker Adam Grant

 

Workshop à la Henley Forum

Es war das rundum perfekte Lernerlebnis. Daraus dem ich viele fachliche Impulse mitnehme. Dafür danke ich sehr herzlich allen drei Ermöglichern (Henley Forum for Organisational Learning and Knowledge Strategies, Lauder Business School Vienna, Erasmus-Programm).

Auch von der Workshopqualität nehme ich mir viel mit. Zum Beispiel am Anfang das „Front of mind issues“-Poster und den Mut, aktiviertes und deaktiviertes Wissensmanagement zeichnen zu lassen,.

Viele Zitate beeinhalten Lerngeschichten für mich, u.a.:

  • „Lifting attention from I am to KM.“
  • Nicht „Is the change effective?“, sondern „Is the organisation effective?“
  • „On the floor learning“,…

Ich hoffe, ich konnte Ihnen Inspirationen weitergeben, die Wissensmanagement aktivieren.

Quellen
(Allen, Root, Schwedel, 2017)
Allen, J., Root, J., Schwedel, A. (2017) The Firm of the Future. Bain Brief.

(Henley Forum project, An integrated approach to KM, 2003 – 2004)
Keine frei verfügbare Quelle.