Gewohnheiten erleichtern uns das Leben. Das gilt auch für Wissenstransfer, wenn wir gewohnte Transfermethoden wieder verwenden. Sie sind bekannt, passen zu den Wissenszielen sowie Zielgruppen und haben sich bewährt. Was spricht dann für ungewöhnlichere Formate? Der Aufmerksamkeitsreiz, den sie bieten. Und andere Transferchancen.
Am Anfang ist das Ziel
In meiner Arbeit steht immer am Anfang eine Zieldefinition – so SMART wie möglich. Das erhöht die Erfolgschancen. Und erst danach suche ich mit meinen Kunden nach geeigneten Wegen und Methoden, das Ziel zu erreichen. Entsprechend dem Wissensziel gegebenenfalls ungewöhnliche Methoden.
Schauen wir nun auf Wissenstransfer. Ich nutze diese Definition:
„den Prozess des Erfassens, Sammelns und Teilens von explizitem oder implizitem Wissen, inklusive Fähigkeiten und Kompetenzen.“ (EU, 2007)
Damit umfasst im besten Fall Wissenstransfer den Weg von Kommunikation zum Lernen.
Methoden, die Wissenstransferschritte abdecken, stelle ich hier im Blog vor. Heute stelle ich 3 ungewöhnlichere Methoden vor. Alle vereint, dass sie kreativ „um die Ecke denken“, um Wissen zu transferieren.
1. Jemand weiß Ihre Lösung
Hat man ein (Wissens-)Ziel kann es sich dafür lohnen aus der eigenen Organisation/Firma heraus und auf andere zu schauen. Also von anderen zu lernen, und deren Wissens zu sich zu transferieren.
Um kreativ zu sein nutzt die Designfirma IDEO analoge Forschung („analogous research“, Sanderson, 2018). Das ist eine Form der Erkundung. Sie sucht Analogien zur Situation/zum Problem des Kunden in Branchen außerhalb der Branche des Kunden, um dort mit und für den Kunden zu lernen.
Das heißt, man definiert das zu lösende Problem und sucht, wer dieses Problem auch hat und wie sie/er es gelöst hat. In einem Artikel (Link unten) schildert IDEO, wie ein Team von Chirurgen, Anästhesisten, Krankenschwestern und Führungskräften aus einem Krankenhaus einen Flughafen besuchte. Stress, Druck und sehr viel notwendige Team-Koordination ist eine Herausforderung für beide Branchen. Und bereits bei den Varianten für Check-In fanden die Besucher des Flughafens erste Transferchancen für Ihre Arbeit.
Inspirationen, Ideen, Wissenstransfer finden statt, wenn man seinen Blick weitet. Es muss ja nicht gleich der Flughafen sein. Wer hat Ihre Herausforderung schon bewältigt und gibt Ihnen gern Wissen weiter?
2. Wissenstransfer maßgeschneidert
Das Regionalmanagement Oberösterreich macht Erfahrungswissen von Gemeinden für Gemeinden nutzbar. Das Ziel ist generell die Standortsicherung und -entwicklung. Dabei sollte in einem Projekt speziell die Lebensqualität auf dem Land erhöht werden, um zu- sowie rückgewanderte Fachkräfte zu halten. In Pilotregionen und mit einem ausführlichen Pilotprojekt wurde das Erfahrungswissen dafür gewonnen und geeignet strukturiert.
Doch wie transferiert man es nun nutzbringend zur Gemeinde? Es muss ja passen für die jeweilige individuelle Situation.
Der (Aus-)Weg: ein Check.
Das Wissen wurde als Willkommens-Check aufbereitet. Eine „professionelle Möglichkeit zur Selbstreflexion und Ist-Analyse“ für jede interessierte Gemeinde.
- Vor dem Check wird die Gemeinde in der Vorbereitung unterstützt (Situationsanalyse, Fragebogen).
- Vor Ort führen dann die Projektmanager des Regionalmanagements mit der Gemeinde den IT-gestützten Check durch. Dabei ergänzen die Projektmanager erfasste Antworten gegebenenfalls mit Signalwörtern, die ihnen aufgefallen sind.
- „Einerseits wird dann automatisch im Analysetool ausgewertet, andererseits werden die Antworten“ vom Regionalmanagement „bewertet und mit der gecheckten Gemeinde … besprochen. In diesem Gespräch macht das Regionalmanagement Vorschläge für die weitere Vorgangsweise.“
Und die Gemeinde bekommt Unterstützung u.a. bei der „Planung und Umsetzung konkreter Projekte, bei der Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten und beim Aufbau von Netzwerken und Kooperationen.“ (HALLO ZUKUNFT, 2017)
Hier wurde kreativ weiter gedacht, wie man das Erfahrungswissen bestmöglich individuell weitergeben kann.
Sicher, ein aufwendiges Projekt. Doch ich finde, daraus kann man lernen, sich im Wissenstransfer kreativ herauszufordern. Wie bringe ich den Erfahrungswissensschatz zielsicher und effizient zur Zielgruppe und zum Handeln?
Das Beispiel zeigt, kreativ Wege zu suchen, kann sich lohnen.
Mehr zu diesem Beispiel finden Sie hier auf den Seiten 18 – 22 in einem Artikel von mir.
3. Mit Win-Win zu Wissenstransfer
In Linz gibt es in einer ehemaligen Tabakfabrik seit kurzem die GRAND GARAGE – „eine Innovationswerkstatt für Menschen, Wissen und Technologie“. Eine große Werkstatt mit viel Technik, wie z.B. 3D Druck, Schweißtechnik, Lasercut. Technik, die man sich für’s Basteln daheim nicht leisten könnte. Oder auch ein Startup, dass mal einen Prototypen bauen will, braucht nicht dauerhaft so viel Technik.
„In der GRAND GARAGE sollen möglichst viele neugierige Menschen ihrer Experimentierfreude nachgehen können, unabhängig von ihrem sozialen Status. Deshalb sind die Mitgliedsbeiträge für Privatpersonen weit unter den tatsächlichen Kosten.“ (GRAND GARAGE, 2019) Daher ist es vermutlich auch nicht so leicht, viel dauerhafte Technik-Betreuerinnen zu finanzieren. So deute ich diese Form der Mitgliedschaft:
Sie ist eine interessante Idee der Motivation zu Wissenstransfer. Sowie die Motivation über Motivation kreativ nachzudenken.
Mehr
ungewöhnliche Ideen, zum Beispiel für visuelle Kommunikation finden Sie hier.
Quellen
Abbildung ganz oben
Photo von Ryoji Iwata frei auf Unsplash
(EU, 2007)
Directorate-General for Internal Market, Industry, Entrepreneurship and SMEs (European Commission) , Directorate-General for Research and Innovation (European Commission) (2007) Improving knowledge transfer between research institutions and industry across Europe. Auswahl und Übersetzung ERA Portal Austria. The Knowledge-Sharing Platform
GRAND GARAGE (2019) Website
(HALLO ZUKUNFT, 2017)
Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Regionalmanagement Oberösterreich GmbH (2017) HALLO ZUKUNFT! Willkommen Standort OÖ. Ein Service für Gemeinden und Unternehmen.
(Sanderson, 2018)
Sanderson, Owen (2018) To Transform Your Industry, Look at Someone Else’s. In: IDEO Blog
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