Manchmal sollte es anders sein. Manchmal darf es anders sein. Damit es im Gedächtnis bleibt. Hier zeige ich eine Auswahl aus meiner Sammlung von Formaten visueller Kommunikation.

Studien zu Controlling-Berichten zeigen, Konsistenz bei den Visualisierungen beschleunigt das Verständnis. Wenn ich einmal weiß, was wie dargestellt wird, kenne ich mich im nächsten Bericht schneller aus. Das ist ein Vorteil.

Doch es gibt auch Situationen, wo visuelle Kommunikation auffallen und businesstauglich „provozieren“ soll, z.B.:

  • Wenn man anders/mit anderen Aspekten wahrgenommen werden möchte.
  • Wenn man mehr Aufmerksamkeit bekommen möchte. Was durch die damit verbundene „Irritation“ des Gehirns geschieht.
  • Wenn man gut in Erinnerung bleiben möchte. An welche visuelle Irritation erinnern Sie sich noch heute nach Jahren?

Vielleicht war Ihre Antwort die Erinnerung an einen Pullover-Hersteller und seine sehr themenfremde Schockwerbung. Das ist 17 Jahre her und doch noch fest in meiner Erinnerung verankert. Und nein, so etwas meine ich nicht.

Man kann auch ethisch korrekt überraschen.

 

Wir auch! Visuelles Newsjacking

Womit wir beim visuellen Newsjacking wären.

„Newsjacking ist ein Instrument der Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Der Begriff ist ein Kunstwort und bedeutet, eine Nachricht oder eine Veranstaltung zu hijacken, einen Teil der Aufmerksamkeit also zu rauben. Damit gemeint ist: Ein Unternehmen oder eine Marke nutzt ein Ereignis von großer öffentlicher Aufmerksamkeit clever für seine eigenen Kommunikations- oder Marketingzwecke.“ (Faltin, 2016)

Das geht auch visuell. Mit größter Vorsicht bitte, was die Wahl des inhaltlichen Bezuges angeht. Das sage ich deswegen, weil ich leider diese Woche ein ethisch schlimmes Beispiel für visuelles Newsjacking gesehen habe. Der Bezug war die Brandkatastrophe von London.

Mit Fußball lässt sich dagegen gut „trittbrettfahren“. Hier ein elegantes Beispiel aus der Schweiz:

visuelle Kommunikation mit Fußball
Neugierig auf mehr Kunstspiele?

 

Rubbeln als visuelle Kommunikation

visuelle Kommunikation und Rubbeln
Oh!

Geht das nur in der angelsächsischen Kultur? Und verstehen wir deutschsprachigen Menschen keinen Spaß, wenn es um Statistik geht? ;-)

Prinzipiell – und meine Studenten und Kunden könnten ein Lied davon singen – bin ich oberexakt, was Statistik-Visualisierung angeht. Doch das schließt sich ja hier nicht aus. Nur ist der Zugang anders.

Übrigens findet man im Blog von Stephanie Evergreen sogar Glückskekse mit Diagrammen.

 

Daten (be)greifbar machen

Auch wenn man beim Rubbeln und Glückskeksöffnen schon Hand anlegt, kann man Daten noch greifbarer machen.Mit data physicalization. Dabei werden die Daten nicht mit Farbe oder Pixeln dargestellt, sondern mit physischen Formen. (Jansen et al., 2013)
Die Geometrie, das Material dieser physischen Körper kodieren die Daten. (Jansen et al., 2015) Da sind viele statische und interaktive Formate möglich. Eine Spielwiese auf der Statistik auf Kreativität und Kommunikation trifft. In Pinterest sammle ich Beispiele dafür. Hier eines davon:

visuelle Kommunikation mit Stühlen
„857 Empty Desks On National Mall Represent Number Of U.S. High School Drop-Outs Per Hour“

Manchmal eigenen sich dafür die Daten an sich, manchmal macht es Sinn, sie zu vergleichen. So versteht man die Größenordnungen besser. Mehr zu Vergleichsmöglichkeiten finden Sie hier.

 

Ich zeig mich mal so

  • „Ich bin viele, na und! ‚Entdecke dein wahres Ich!‘, heißt es immer. Aber was, wenn es davon mehrere gibt?“
  • „Zugleich ergeben sich stets neue Möglichkeiten, die eigene Identität flexibel zu gestalten.“
  • „Je mehr Lebenswelten wir betreten, desto mehr Facetten können wir entfalten.“ (Schäfer, 2015)

Wir werden oft mit bestimmten „fixierten“ Identitäten wahrgenommen. Das gilt auch für Organisationen. Dabei gibt es sicher noch mehr Lebenswelten der Organisation. Warum nicht mehr davon zeigen, wenn es zum Kommunikationsziel passt.

Das 150jährige Sanatorium Kilchberg hat es getan. Und noch mehr. Es hat sich einen Spiegel vorhalten lassen vom 28-jährigen Slam Poet Valerio Moser. Nicht nur ein beispielhaftes Employer-Branding, auch eine interessante Kommunikationsformat-Idee.

visuelle Kommunikation mit einem poetry slammer
„Wie führe ich mein Leben und wo führt es mich nur hin…“

Für mehr Informationen siehe den YouTube-Kanal des Sanatoriums.

 

Das Tattoo weiß Bescheid

Jetzt kommt ein Beispiel, bei dem es einen nicht wundert, dass es in Japan erfunden wurde. Ein positives Vorurteil ☺

Temporäre Tattoos als Werbebotschafter für Zeitschriften und Ausstellungen sind mir dieses Jahr überraschenderweise mehrfach in Österreich untergekommen.

Dieses Tattoo hier kann mehr. Quasi ein Tattoo 4.0 :-D Es agiert als Arzt-Detektiv. Und signalisiert, ob man gegen Soba-Nudeln allergisch ist. Wer wie ich schon einmal nichtsahnend seinen gegen Buchweizen allergischen Chef zu einem Buchweizen-Kirschkuchen eingeladen hat, weiß was diese Allergie bedeuten kann…

Das Tattoo wird in Soba-Nudelwasser getaucht. Es kratzt die Haut etwas auf und deutet eine potentielle Allergie durch Verfärben an.

visuelle Kommunikation mit einem Tattoo
Das rote Signal

Ok, in der EU keine Chance dafür. Oder ein Beipackzettel, für den man den ganzen Abend im Restaurant zur Lektüre benötigt. Und dann kosten die Tattoos sicher auch in der Herstellung einiges.

Warum ich es hier trotzdem zeige? Ich finde, es legt die Messlatte für Kreativität und ungewöhnliche visuelle Kommunikation schön hoch. Vielleicht erinnern Sie sich und ich natürlich beim nächsten kreativen Nachdenken für visuelle Kommunikation daran. Und wir versuchen, ein bissel höher mit unseren Ideen zu springen.

Quellen:
(Faltin, 2016) Faltin, Christian (2016) Newsjacking. In: DigitalWIKI

(Jansen et al., 2013) Jansen, Yvonne, Dragicevic, Pierre, Fekete, Jean-Daniel (2013) Evaluating the efficiency of physical visualizations. CHI2013 – Proceedings of the SIGCHI Conference on Human Factors. In: Computing Systems, pages 2593- 2602. ACM, 2013.

(Jansen et al., 2015) Jansen, Yvonne, Dragicevic, Pierre, Isenberg, Petra, Alexander, Jason, Karnik, Abhijit, Kildal, Johan, Subramanian, Sriram, Hornbæk, Kasper (2015) Opportunities and Challenges for Data Physicalization. CHI 2015 – Proceedings of the SIGCHI Conference on Human Factors in Computing Systems. ACM, 2015.

(Schäfer, 2015) Schäfer, Susanne (2015) Ich bin viele, na und! In: ZEIT Wissen Nr. 4/2015

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