Data Sonification vermittelt uns Statistiken über die Ohren und im besten Fall auch über ausgelöste Emotionen. In diesem Blogpost schaue ich für Sie Data Sonification näher an. Der Grund: Neben klassischen Vermittlungsformaten können auch ungewöhnliche Formate helfen, Zahlen und ihre Bedeutung verständlich und nachhaltig zu vermitteln.

Achtung! Auch für Data Sonification gilt, dieses Kommunikationsformat muss zu den Kommunikationszielen, der Kommunikationssituation und den Beteiligten passen.

 

(Data) Sonification

Teilweise versteht man bereits unter Sonification, dass Daten in Töne umgewandelt werden. Öfter wird jedoch der Begriff Data Sonification verwendet. Und die möglichen Anwendungsfelder sind sehr vielfältig.

Hier im Blog beschränke ich mich auf zwei Anwendungsfelder von Sonification. Das Auswahlkriterium dieser beiden Varianten war, dass ich an einem Event dazu als Zuhörende (Teil 1) beziehungsweise Akteurin (Teil 2) teilgenommen habe. Wenn Sie darüber hinaus noch mehr wissen möchten, finden Sie zum Schluss des Teils 1 und auch im Teil 2 Links auf ergänzende Ressourcen.

 

Anwendungsfall Expert*innen sonifizieren und Sie hören die Daten

Mein erstes Erlebnis mit diesem Format sammelte ich in einem Online-Event mit

Data Sonification Podcast Loud Numbers

Die beiden Podcast-Macher*innen gaben einen Überblick zu Data Sonification, zu ihrem Weg zum Podcast und sie stellten die Arbeit an einer Podcast Episode im Detail vor. Sie verwandeln dabei nicht nur Daten in Töne. Sondern sie „gehen einen Schritt weiter und verwandeln diese Töne in Musik.“ (Quick, Geere, 2021, Übersetzung Annette Hexelschneider)

Einordnung in ein Spektrum von Data Sonification
So ordnen sich die Podcast-Macher*innen in ein mögliches Spektrum der Vertonung von Daten ein.

In jeder Podcast-Episode stellen sie die Daten und deren Geschichte vor, erklären wie sie diese sonifizierten und spielen das Ergebnis. Dafür gehen sie sehr gründlich vor. Das ist aufwendig. Mehr Informationen dazu finden Sie unten auf der Podcast-Website (Link hier weiter unten).

Am Beginn des kreativen Prozesses steht unter anderem auch „Mood Inspiration“. Mit Moodboards  habe ich sehr gute Erfahrungen im Design Thinking mit Kund*innen gemacht.

„Übersetzungsvariablen“ in der Sonification sind zum Beispiel die Tonart, Lautstärke, Tondauer, der Rhythmus, verschiedene Tonquellen, musikalische Effekte.

Ein mögliches Sonification-Tool ist dabei TWOTONE, falls Sie darauf neugierig sind.

Die Ergebnisse finde ich sehr beeindruckend. Sie können den Podcast hier hören (in Englisch). Zu jeder Episode gibt es auch Show Notes, die noch etwas detaillierter als der Podcast informieren. Die Show Notes könnten Sie herunterladen und die Datei so bei Bedarf auch in ein Übersetzungstool in’s Deutsche geben.

Vielleicht hören Sie einmal in die Episode „The End of the Road“ hinein.

Data Sonification Podcast Episode "The End of the Road

Diese Episode finden Sie ganz unten auf der Webseite. Sie ist ein „Requiem für verlorene Biodiversität“ und basiert auf einem Forschungsbericht über die Abnahme von Insekten. Für das Verschwinden der Insekten war ihre Anzahl auf der Windschutzscheibe eines Autos der Indikator. Diese Zahlen wurden bei nahezu täglichen Autofahrten im Sommer zwischen 1997 und 2017 auf zwei Straßenstücken erhoben. (Quick, Geere, 2021, Übersetzung Annette Hexelschneider) In der Zusammenfassung zu Beginn der Show Notes finden Sie einen kurzen Überblick dazu.

Hier zwei Beispiele für die Vertonung, den Show Notes entnommen:
„Each month lasts a bar – about 3 seconds – and the average number of insects splattered onto Møller’s car during that time is represented by the number of these fluttering synth sounds.“ (Jeder Monat dauert einen Takt, zirka 3 Sekunden. Und die durchschnittliche Anzahl von Insekten, die auf Møllers Autoscheibe während dieser Zeit klebten, werden durch die Anzahl der flatternden Synthesizertöne repräsentiert. Quick, Geere, 2021, Übersetzung Annette Hexelschneider)

„Every time insect numbers fall 5%, the melody drops down a note.“ (Jedes Mal, wenn die Zahlen der Insekten um 5% fallen, fällt die Melodie um eine Note. loudnumbers.net, o.J., Übersetzung Annette Hexelschneider)

Die Veränderung der Umgebungsgeräusche und eine Begräbnisglocke setzen den emotionalen Ton neben vielen weiteren kreativen Ideen.

Das vollständige Musikstück hören Sie ab Minute 6:35. Mein Vorschlag, lassen Sie es einfach wirken.

Vielleicht finden Sie das Ergebnis so interessant, dass Sie mehr Podcast-Episoden genießen wollen oder mehr zu Sonification erfahren wollen (Links unten und Teil 2)
Vielleicht könnte Ihnen dieses Vermittlungsformat bei der Kommunikation von Ihren Daten helfen. Zum Beispiel wenn Sie für diese öffentliches Bewusstsein schaffen oder damit werben wollen. Expert*innen, die Sie unterstützen können Datenjournalist*innen/ Informationsdesigner*innen und Musiker*innen sein.

Doch auch für interessierte Menschen ohne den oben genannten beruflichen Hintergund gibt es einfache und wirkungsvolle Data Sonification-Varianten zum Selbermachen. Mehr dazu erfahren Sie im Teil 2 dieses Blogposts.

Mehr schon jetzt?

Making numbers louder: telling data stories with sound. How sonification can bring your data storytelling to life“ – eine umfassende Einführung für Daten-Journalist*innen.

Using Data Sonification to Overcome Science Literacy, Numeracy, and Visualization Barriers in Science Communication“ – frei zugänglicher wissenschaftlicher Artikel zu mehr Zugänglichkeit von wissenschaftlichen Daten in der Wissenschaftskommunikation

Data Sonification Archive“ – Eine kuratierte Sammlung mit einem Forschungshintergund.

Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann hier weiterlesen:
It’s about Time: Adopting Theoretical Constructs from Visualization for Sonification„ – Konferenzbeitrag

Quelle:
(Quick, Geere, 2021) Quick, M., Geere D. (2021) LOUD NUMBERS a data sonification podcast