Eine Wissenslandkarte kartographiert Wissen in einer für die Zielgruppe und Aufgabe geeigneten Art. Schon dies bringt Nutzen. Noch mehr Nutzen erzeugen Wissenslandkarten, die für mehrere Ziele genutzt werden können. Ein Beispiel – von dem man viel lernen kann – ist #SportPsychMapping.
#SportPsychMapping
Ich halte immer Ausschau nach interessanten Wissenslandkarten und Nutzungsszenarien. Dabei habe ich diese Wissenslandkarte und ihre Einsatzgebiete kennen gelernt.
Eine treibende Kraft dahinter ist Alexander T. Latinjak. Er ist Associate Professor an der University of Suffolk. Seine Fachgebiete sind sport and exercise psychology (SEP, Sport- und Bewegungspsychologie). Und da sind wir schon bei einem Triggerpunkt für die Entstehung der Wissenslandkarte. Einerseits war Alexander T. Latinjak nicht zufrieden mit der Text-Buch-Antwort, die er immer gegeben hat, wenn jemand eine Definition von SEO haben wollte. (SportPsych Mapping, 2021) Andererseits wächst das Feld der SEP sehr schnell. So schnell, „wie manche Städte in der industriellen Revolution wachsen. Eine neue Nachbarschaft nach der anderen entsteht. Das gewohnte Gesicht der alten Städte löst sich auf in etwas, was gleichzeitig verwirrend und spannend ist.“ Um zu erkennen, was SEP-Forschung bisher geleistet hat und in der Zukunft leisten sollte, benötigt man einen Überblick. Zum Beispiel hilft eine Landkarte der SEP-Landschaft. (Latinjak, Hatzigeorgiadis, 2021)
Die Wissenslandkarte zu Sport- und Bewegungspsychologie
Das konkrete Ziel dafür ist eine globale Synthese relevanter Forschung. Es wird auch damit verbundene psychologische Forschung berücksichtigt.
Die Wissenslandkarte soll die Lehre positiv beeinflussen, interdisziplinare Forschung und Praxis fördern und Expert:innen eine ganzheitliche Sicht auf das Gebiet ermöglichen.
Dafür lasen Latinjak und Hatzigeorgiadis über 650 einschlägige Fachartikel und versuchten damit ein konzeptionelles Modell für die Wissenslandkarte zu entwickeln.
Verblüffend, bei der Erarbeitung der Struktur wurden auch weniger konventionelle Methoden genutzt. Dies waren zum Beispiel Tagträumen, lange Spaziergänge und künstlerische Modellskizzen. (Latinjak, Hatzigeorgiadis, 2021) So erzielt man neben/mit konventionellen Methoden verschiedene Sichtweisen.
Es wurde ein erstes Modell entwickelt,
dass mit Expertinnen und Studierenden geprüft wurde.
In (SportPsych Mapping, 2021) erwähnt Alexander T. Latinjak für die Strukturierung die Metapher des Kleiderschranks. Man hat vielleicht sogar mehrere davon. Man entscheidet was wo hineinkommt (= erste Gliederungsebene der Wissenslandkarte). Danach entscheidet man je Kleiderschrank wie man darin sortiert (= nächste Gliederungsebene/n der Wissenslandkarte). Natürlich kann es da unterschiedliche Haltungen zur Sortierung geben. Vielleicht haben Sie das bei Ihrer Garderobe und der Ihrer Partnerin/Ihres Partners schon einmal erlebt ;-)
Das Ergebnis der Diskussionen des ersten Modells war der Zykluscharakter,
auf den die SEP-Forschung fokussiert.
Er ist auch durch wechselseitige Beeinflussung charakterisiert.
Deshalb wurde die Wissenslandkarte entsprechend geändert.
Die Autoren haben außerdem eine sehr nachahmenswerte Idee umgesetzt. Sie haben für unterschiedliche Zielgruppen (Studierende, Forschung, Expert:innen) jeweils ein Set an Empfehlungen erarbeitet, wie und wofür sie die Wissenslandkarte nutzen können. Dies wird durch Beispiele ergänzt. Eine bedenkenswerte Idee für jede Wissenslandkarte!
Die Wissenslandkarte und das Interview-Rahmenwerk
Ein ergänzendes Interview-Rahmenwerk soll Praktiker:innen dabei helfen, die psychologischen Gegebenheiten von Menschen und Gruppen zu erkunden. (Latinjak et al., 2021) Die Wissenslandkarte als Grundlage zeigt die dafür wichtigen Aspekte.
Dafür war den Autoren ein didaktisches beziehungsweise pädagogisches Dreieck wichtig: Interview, Praktiker:in, Nutzer:in.
Eine leere Wissenslandkarte, basierend auf der Wissenslandkarte (zweite Abbildung oben)
wird im Laufe des Interviews mit relevanten Erkenntnissen gefüllt.
Die Schriftfarbe und/oder Größe hebt Erkenntnisse hervor.
Dabei helfen Fragekarten (zwei Beispiele).
Auch hier – wie bei der Wissenslandkarte oben erwähnt – beeindruckt die Vielzahl der Nutzungschancen des Interview-Rahmenwerkes
- für Startsessions, regelmäßige Sessions, Folgesessions,
- für Fokusgruppensessions,
- um Entwicklungen zu monitoren.
Die Autoren – sowohl der Wissenslandkarte, also auch des Interview-Rahmenwerkes – betonen, dass sie vielfältiges Feedback eingeholt haben. Alle Ergebnisse sind jedoch noch nicht wissenschaftlich getestet.
Zur weiteren Entwicklung und zum Austausch gibt es eine Community, die #PsychMapping Community.
Insgesamt beeindruckten mich die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und die begleitenden Hilfsmittel. Wissenslandkarten sind eine Leidenschaft von mir. Ich recherchiere und lese nicht nur viele Jahre schon dazu Forschungs- und Praxisberichte, sondern entwickle auch selbst Formate. Hier ein Beispiel. Eine so multifunktionale Variante, wie hier oben vorgestellt, ist mir noch nicht untergekommen. Ich habe jetzt dazugelernt :-) Danke!
Ihre Wissenslandkarte kann mehr?!
Nutzen Sie Wissenslandkarten? Hier im Blog finden Sie dazu Tipps, zum Beispiel zu
Mit einer Wissenslandkarte bekommen Sie Überblick und gleichzeitig Detail. Das noch mehr möglich ist, zeigt das im Blogpost vorgestellte Beispiel. Es kann sich also lohnen eine Wissenslandkarte weiter zu denken.
Alle Zitate sind Übersetzungen aus dem Englischen durch mich.
Quellen:
(Latinjak, Hatzigeorgiadis, 2021) Latinjak, Alexander T., Hatzigeorgiadis, Antonis (2021) The Knowledge Map of Sport and Exercise Psychology: An Integrative Perspective. In: JOURNAL Frontiers in Psychology VOLUME 12, 2021
(Latinjak et al., 2021) Latinjak, A. T., Morelló-Tomás, E., & Figal-Gómez, L. (2021). #SportPsychMapping: An Exploratory Interview Framework for Sport and Exercise Psychology. In: The Sport Psychologist, 35(3).
(SportPsych Mapping, 2021) SportPsych Mapping (2021) Online Session about The #KnowledgeMap of Sport and Exercise Psychology 3.11.2021
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