Sein eigenes Wissen und seinen eigenen Wissenszuwachs gut zu steuern und gut zu nutzen, ist eine große Chance für persönliche Weiterentwicklung. Doch wie sieht das in der Praxis aus? Man überblickt es bei sich selbst. Doch was tun andere Menschen? Und was kann man davon lernen? Ich habe Frauen und Männer in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu ihrem persönlichen Wissensmanagement gefragt. Sie geben ihre Erfahrungen und Tipps in den Folgen dieser Blogpostserie weiter.
Den Anfang macht aus Linz in Österreich
Angelika Mittelmann
Sie ist die Frau Wissensmanagement – die Expertin in Sachen Wissensmanagement und Weiterentwicklung der Fundamente des Wissensmanagements sowie des Wissenstransfers. Sie ist die Autorin der Bücher „Werkzeugkasten Wissensmanagement“ und „Wissensmanagement wird digital“, in denen sie ihr breites Wissen über Wissensmanagement-Methoden praxisgerecht ausbreitet. Auch im aktiven Ruhestand ist sie als Beraterin, Trainerin und Lektorin mit Schwerpunkt Wissensmanagement und Wissenstransfer tätig. 2015 wurde sie mit dem „Knowledge Management Award“ der KMA für ihr Lebenswerk ausgezeichnet und seit 2016 ist sie Mitglied des Beirats der Gesellschaft für Wissensmanagement.
Angelika Mittelmanns Fitness-Parcour des persönlichen Wissensmanagements
Angelika hat als Strategie diesen Fitness-Parcour entwickelt. So, wie wir für körperliche Fitness die Übungen eines Parcours nicht nur einmal absolvieren sollten, gilt das auch hier. Das Wort Übungen erinnert immer wieder daran ;-)
Aufwärmübungen
Sie versteht persönliches Wissensmanagement (WM) als ganzheitliches Gestalten. Daher sind ihre Aufwärmübungen sowohl körperliche als auch intellektuelle Übungen. Und diese sind in sich auch vielfältig:
- Ernährung (Angelikas Kochstudio), Schlaf, körperliche Fitness (täglich von Yoga bis Kraftübungen),
- Lernen (von Ausbildung bis Paper schreiben), Singen (Melodie und Töne für das Körpergedächtnis), Gesellschaftsspiele.
Startübungen
Hier geht es darum, Ordnung zu schaffen in den eigenen analogen und digitalen Ablagen.
Ordnungskriterien, Schlüsselwörter, also Schlüssel zum Wissen, verhelfen in allen physischen und elektronischen Ablageorten zügig sowie verlässlich zum Ziel. So ist auch die Aktualisierung der Bestände einfacher. Dabei überprüft sie ihre Wissensgebiete und deren Inhalte hinsichtlich ihrer Aktualität. Sicherungsroutinen gehören natürlich auch dazu.
Ausdauerübungen
Der Name ist Programm. Es geht darum, das wissensbezogene Verhalten zu trainieren: Lessons Learned zu reflektieren und sich für Verbesserungen bereit machen. Wissen zu teilen, da wo Interesse daran besteht. Es geht außerdem darum, wissensbezogene Fähigkeiten zu entwickeln, also Wissensformate vielerlei Art (Ziele, Zielgruppen, Inhalte, Form) zu entwickeln. Wichtig ist ebenso selbstgesteuertes Lernen und die Ausdauer, sich dabei von für einen selbst ungeeigneten Lernformaten vom selbstgesteuerten Lernen an sich nicht abschrecken zu lassen.
Zirkeltraining
Dies bedeutet für Angelika das Trainieren von
- Kreativitäts- und Visualisierungstechniken,
- Nutzung von ausgewählten Netzwerken,
- selbstdefinierten Informationsstandards,
- Dokumentationstechniken (in der eigenen IT-Systemwelt).
Wie Sie das oben schon gesehen haben mit Vielfalt in jeder Zirkeltrainingskategorie passend zu den eigenen Zielen.
Partnerübungen
Ah, ich liebe die Parcour-Metapher, sie erlaubt so viel Sub-Metaphern!
Hier tritt Angelika einen Schritt aus dem persönlichen WM heraus. Doch als Einzelperson reicht es nicht, dass man nur selbst das Wissen hat. Denk- und Lern-Anstöße entstehen durch das Teilen von Wissen und das gemeinsame Weiterentwickeln von Wissen. Dazu braucht es
- Beziehungen knüpfen und aufbauen,
- systematische Beziehungspflege.
Persönliche Empfehlungen
Zu den vielen geteilten Strategien und Methoden von Angelika bekommen Sie noch weitere Tipps:
- Einfach anfangen und tun, es ist nie zu spät.
- Sich nie entmutigen lassen, kleine Schritte konsequent durchgeführt, führen zum Erfolg.
- Sich einen Sparring Partner und Mitstreiter suchen, gemeinsam ist es immer einfacher.
- Erfolge mit seinen Mitstreitern feiern, nicht vergessen, sich bei ihnen zu bedanken.
- Meine persönliche Erfahrung: Mit persönlichem WM erleichtert man sich das Leben, reduziert deutlich den Stress.
Danke
Ich danke Angelika sehr herzlich für ihre Zeit und Offenheit und für diesen hilfreichen Weg!
Was mich daran fasziniert sind der Parcour an sich und die innewohnende Berücksichtigung vieler Aspekte. Ohne einen Weg, ohne eine Strategie, kann meiner Meinung nach persönliches WM seine hilfreiche Wirkung nicht entfalten. Der Parcour ist eine Strategie, die ich als durchführbar empfinde. Und gleichzeitig – so nebenbei – wird sehr viel damit berücksichtigt. Das passiert in einer bewältigbaren Weise. Nur das ist die Chance, dass man den Weg auch wirklich und immer wieder geht.
Vielleicht probieren Sie den Weg aus? Angelika und ich freuen uns auch über Feedback in den Kommentaren.
Mehr zu Angelika Mittelmann
Mittelmann, A. (2011): Werkzeugkasten Wissensmanagement. Books on Demand, Norderstedt 2011, ISBN 978-3-8423-7087-6.
Mittelmann, A. (2018): Competence Development for Work 4.0. In: North K., Maier R., Haas O. (Hrsg.): Knowledge Management in Digital Change. Progress in IS. Cham: Springer, S. 263-275.
Mittelmann, A. (2019): Die Wissensstafette als bewährte Transfermethode bei Fach- und Führungswechseln. In: Heisig, P. (2019, Hrsg.): Wissensmanagement in digitalen Arbeitswelten – Aktuelle Ansätze und Perspektiven, Proceedings 10. Konferenz Professionelles Wissensmanagement, Potsdam, S. 237-251.
Mittelmann, A. (2019): Wissensmanagement wird digital. Books on Demand, Norderstedt 2019, Print: ISBN 978-3-7460-2765-4, eBook: ISBN 978-3-7494-6121-9.
Mittelmann, A. (2019): Digitization of Knowledge Management Methods. White Paper.
Mittelmann, A. (2020): Digitalität und die humane Seite des Wissensmanagement. In: Wissensmanagement quo vadis? – Kuratiertes Dossier 1/2 – GfWM KnowledgeCamp 2020, November 2020, S. 10-15.
Fortsetzung folgt
Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind, was persönliches Wissensmanagement alles bedeuten kann, lesen Sie den Teil 2 und Teil 3 und Teil 4 dieser Serie.
Und bleiben Sie dran. Diese Serie wird fortgesetzt.
Titelbild Bob Jansen frei auf Unsplash.
Diese Strategie in Form eines Fitness-Parcours finde ich sehr anschaulich und hilfreich!